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Duffman
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Ailtons leiser Abschied
Nach nur einem Jahr zieht Ailton das Schalker Trikot endgültig aus
München - Ein exzentrischer Star geht auf leisen Sohlen.
Nach nur einer Saison verlässt Ailton Schalke 04 und wechselt zu Besiktas Istanbul.
"Alle Formalitäten sind erfüllt. Ich gehe davon aus, dass wir am Donnerstag Vollzug vermelden können", sagte Schalkes Finanzchef Josef Schnusenberg zu Sport1.de.
Ailton sahnt ab
Die Vereine seien sich einig, Ailton müsse aber noch abschließende Gespräche mit Vertretern des türkischen Spitzenklubs führen. "Nur daran könnte es noch scheitern, aber es sieht gut aus", so Schnusenberg.
Ailton bestand am Mittwoch in Gelsenkirchen die sportmedizinische Untersuchung beim Vereinsarzt von Besiktas und flog am Nachmittag nach Istanbul. Dort muss er am Donnerstagvormittag einen weiteren Gesundheitscheck absolvieren, ehe er seinen Zweijahresvertrag mit Option auf ein weiteres Jahr unterschreiben soll.
Däne Larsen soll Nachfolger werden
Das Angebot aus der Türkei war so verlockend, dass die Gelsenkirchener nicht nein sagen konnten. Die Millionen-Ablöse können die Schalker in neue Spieler investieren. Ailtons Nachfolger soll der Däne Sören Larsen vom schwedischen Verein Djurgarden Stockholm werden.
Angeblich kassiert der deutsche Vize-Meister 3,5 Millionen Euro für den Brasilianer. Auch Ailton macht ordentlich Kasse. Pro Jahr soll er knapp eine Million Euro netto verdienen und bekommt zudem ein Handgeld von rund 800.000 Euro.
Ein Wechsel wie eine Flucht
"Istanbul ist eine neue Welt für mich. Ich habe viel Positives gehört. Ich kann es kaum erwarten, die Atmosphäre zu erleben", erklärte der 32-Jährige.
Dennoch wirkt sein Wechsel nach Istanbul wie eine Flucht. "Ich habe vor zwei Wochen mit ihm gesprochen. Und da hat er mir eindeutig zu verstehen gegeben, dass er wechseln wolle", sagte Schalkes Sportdirektor Andreas Müller.
Missverständnis Ailton
Schalke und Ailton - eine Liaison, die vom ersten Tag an unter einem schlechten Stern stand. Schalke lockte Ailton mit einem Traumgehalt von der Weser ins Ruhrgebiet. Der Brasilianer sollte Schalke zum Titel schießen. So wie Bremen, wo er mit 28 Toren in seiner besten Saison Torschützenkönig wurde.
Doch noch vor seinem ersten Arbeitstag machte sich Ailton bei den Fans unbeliebt. In einem Radiointerview bezeichnete er die Stadt Gelsenkirchen als "Desaster". Die Schalker Verantwortlichen nahmen diese und weitere Eskapaden zunächst gelassen.
Als der sportliche Erfolg aber ausblieb, wurde der Ton rauher. Ailton musste mit regelmäßigen Auswechselungen leben. Zwischenzeitlich fand er sich sogar auf der Ersatzbank wieder. Schalkes neuer Trainer Ralf Rangnick wollte den wenig lauffreudigen Stürmer disziplinieren und an sein taktisches Konzept anpassen - ohne Erfolg.
"Freibad-Toni"
Ihren Höhepunkt erlebte die Auseinandersetzung am 31. Spieltag. Ailton reagierte auf seinen Platz auf der Ersatzbank in der Partie gegen Leverkusen mit einer sehr lässigen Interpretation des Warmlaufens und handelte sich den Spitznamen "Freibad-Toni" ein.
Das Tischtuch zwischen Rangnick und Ailton war endgültig zerschnitten. "Das Theater um Ailton geht allen auf den Sack", fand der Schalker Coach deutliche Worte.
Der Brasilianer flirtete zwischenzeitlich heftig mit einem Wechsel nach Katar. Und auch Schalke machte keinen Hehl daraus, Ailton trotz seiner ordentlichen Trefferquote (14 Tore in 29 Spielen) für eine entsprechende Summe ziehen lassen zu wollen. Als das Angebot aus Istanbul kam, griffen beide Seiten zu.
"Man musste jetzt die Konsequenzen ziehen. Es passte einfach rundum nicht mehr", sagte Schnusenberg zu Sport1.de.
2004 Fußballer des Jahres
Mit Ailton verliert die Bundesliga nach sieben Jahren eine ihrer schillerndsten Figuren. 1998 wechselte Goncalves da Silva Ailton für rund drei Millionen Euro aus Mexiko nach Bremen.
In 169 Spielen für Werder traf Ailton 88-mal. In Bremen wurde er 1998 Pokalsieger und holte 2004 das Double. Nach seiner besten Saison wurde er als erster Ausländer zum Fußballer des Jahres gewählt.
Aber auch abseits des Fußballplatzes sorgte der Brasilianer für Schlagzeilen. Er brachte die Trainer mit seinen Eskapaden zur Verzweifelung und versetzte die Fans mit seinen Toren in Verzückung.
Für Ailton und Schalke ist ein Wechsel wahrscheinlich die beste Lösung - die Bundesliga aber wird Ailton vermissen.
Jan Große-Geldermann, www.sport1.de
Tse, das bestätigt meine Meinung über die Person Ailton...