Eigenkapitalquote egal, Substanz vollkommen wurscht, Hauptsache liquide. Harakiri so lange es eben möglich ist. Deswegen geht es uns, wie es uns geht. Denken von hier bis vor die Wand, allerhöchstens.
Dass die Eigenkapitalquote egal ist, hab ich ja nie behauptet, aber "Hauptsache liquide" ist tatsaechlich wahr: wer seine Kreditverpflichtungen erfuellen kann, hat sein Soll erfuellt.
Und was das von hier bis zur Wand denken angeht: soll ich mal belegen, dass ich moegelicherweise weiter denke, als die ganzen Finanzheinis? Die Eigenkapitalquote bei Fussballvereinen ist naemlich nichts als Augenwischerei. Wieso, das erlaeuter ich mal anhand eines kleinen Gedankenexperiments.
Stellen wir uns vor, Verein X mit Eigenkapitalquote von 50% muss von heute auf morgen dicht machen. Sollte ja kein Problem sein, dann noch seine Schulden zu bedienen. Wirklich? Es werden also Spieler verkauft: nur, da alle (moeglichen) Interessenten raffen, dass Verein X dringend Geld braucht und verkaufen muss, fallen die Preise ploetzlich massiv. (Genau das hat Schalke vor der Saison beim versuchten Verkauf von Rafinha erlebt.) Da geht also schon mal ein Teil des Eigenkapitals den Bach runter. Bleiben nach den Beinen also die Steine... Nur, fuer das Stadion findet sich ueberhaupt kein Kaeufer, zumindest keiner, der mit dem Stadion an sich etwas anfangen kann. Ploetzlich hat das teuer erbaute und entsprechend bilanzierte Stadion nicht viel mehr Wert als der Grund, auf dem es steht, und damit hat sich das Eigenkapital groesstenteils in Luft aufgeloest. Alles, was auf dem Papier vorher so gut und sicher aussah, ist schlussendlich also nix Wert, und der Klub geht schliesslich doch in Konkurs.
Kurz und gut: auf Grund der geringen Nachfrage nach Spielern bzw. der ueberhaupt nicht existierenden Nachfrage nach Stadien sind saemtliche Zahlen, mit welchen diese bilanziert werden, nichts als Hausnummern. Selbst wenn man weiss, was Spieler bzw. Stadion gekostet haben, weiss man nichts ueber deren Wiederverkaufswert, weil der viel zu stark von der Nachfrage abhaengt. (Okay, beim Stadion koennte man den Wert des Grundes in der Bilanz als Kapital verbuchen, aber das macht sicher niemand: 'ne teure Huette bauen und die dann mit nur einem Bruchteil des Gesamtpreises als Kapital verbuchen.) Im Profifussball gilt tatsaechlich: Liquiditaet ist alles, denn Eigenkapital haben die Vereine bei genauer Betrachtung praktisch nicht.