Wie wird es ausgehen??
Prominente "Ostfußballer" und ihre Meinung:
Matthias Sammer, Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes:
Ich bin zu einhundert Prozent überzeugt, dass Energie den Aufstieg in die erste Liga klar machen wird. Sie werden ihr Spiel gegen die geretteten Sechziger gewinnen und es somit aus eigener Kraft schaffen. Natürlich sind die Chancen von Dynamo auf den Klassenerhalt eher gering, aber sie müssen sich trotzdem erst mal voll auf ihr Spiel in Rostock konzentrieren und dieses um jeden Preis gewinnen und so die Vorarbeit für eine Rettung bringen. Alles andere liegt dann nicht in ihrer Hand.
Eduard Geyer, Ex-Trainer bei Dynamo und Energie, jetzt als Sportdirektor bei Sachsen Leipzig im Gespräch:
Energie hat alle Trümpfe in der Hand und wird das erneut schaffen. Die Spieler wollen doch jetzt nicht mehr das wegwerfen, was sie sich die Saison über erarbeitet haben. Sie müssen den Münchnern nur zeitig zeigen, wer der Herr im Hause ist. Dynamo wird sich in Rostock teuer verkaufen. Aber die Dresdner brauchen eine ganze Menge Glück am letzten Spieltag. Bei dieser Abstiegs-Konstellation ist jedoch alles möglich.
Bernd Stange, Oberlausitzer, Trainer, auf Zypern Meister mit Apollon Limassol:
Für die Cottbuser gibt es nur eine Devise: Ran an den Speck! Sie haben eine wunderbare Saison gespielt. Jetzt müssen sie den Zuckerguss auf den Kuchen gießen und das wird ihnen gelingen, weil die Mannschaft stark genug ist. Zu Dynamo äußere ich mich ungern. In der zweiten Liga ist alles möglich, aber eigentlich ist die Krähe tot. In Dresden hat man nach dem Aufstieg einfach zu wenig aus dem Potenzial der Fußballstadt im Osten mit den meisten Fans gemacht. Eine vertane Chance.
Detlef Irrgang, Energies Aufstiegsheld in der Saison 2001/2002:
Schon zu meinen Zeiten galt: Mehr als zweimal schlecht spielt Energie nicht hintereinander. Deshalb bin ich mir sicher, dass am Sonntag der Aufstieg gefeiert werden kann. Bei uns in Cottbus hat Dynamo seine Fortschritte nachhaltig bestätigt. Deshalb traue ich ihnen einen Dreier in Rostock zu. Ob das allerdings für ein Wunder reicht, wage ich zu bezweifeln. Bochum kommt doch seit Wochen aus der Aufstiegsfeierei nicht heraus.
Hans Meyer, Trainer beim 1. FC Nürnberg:
Energie-Trainer Petrik Sander hat es richtig formuliert: Wenn sie nicht selbst gewinnen, haben sie es nicht verdient. Cottbus ist psychologisch nicht im Vorteil, nachdem der Vorsprung von sechs auf einen Punkt geschmolzen ist. Vor zwei Spieltagen waren vor allem im Umfeld viele schon der Meinung, es sei geschafft. Dass die Münchner den Klassenerhalt gesichert haben, spricht ebenfalls nicht für Energie. Sie werden noch einmal zeigen wollen, wozu sie wirklich in der Lage sind. Mit Dynamo fühle ich mich verbunden, weil ich verfolgt habe, was Christoph Franke dort aufgebaut hat. Ich habe gestaunt, dass nach seiner Entlassung plötzlich Geld da war. Mit Pergl, Ulich und Wagefeld wurde richtig gut eingekauft. Ich hoffe, dass es mit Bochumer Schützenhilfe noch reicht.
Silvio Schröter, Ex-Spieler bei Dynamo und Energie, jetzt bei Hannover 96:
Ich fiebere mit beiden Mannschaften mit. Für Dynamo noch ein bisschen mehr, weil es für sie um alles geht. Meine frühere Mannschaft hat sich so erstaunlich wieder hochgerappelt, dass ein Sieg in Rostock drin ist. Dann hängt tatsächlich alles davon ab, ob für Bochum in Unterhaching die Luft draußen ist. Und gegen Cottbus, meine andere Ex-Mannschaft, werde ich ab nächster Saison wieder spielen: in der Bundesliga. Darauf bin ich schon gespannt, weil die Truppe unter Pet Sander einen deutlichen Stilwandel vollzogen hat.
Vasile Miriuta, Ex-Spieler von Energie, 63 Bundesliga-Einsätze/15 Tore:
Das lasse ich mir nicht nehmen, am Sonntag in Cottbus den zweiten Aufstieg von Energie miterleben zu können. Beim ersten stand ich noch mit auf dem Rasen. Auch in der heutigen Mannschaft stehen Typen wie damals bei uns. Die wollen einfach eine solche große Chance nicht noch verschenken. Auch Dynamo drücke ich die Daumen. Für eine solch bekannte Fußball-Stadt wie Dresden wäre ein Abstieg tragisch. Leider hat es Dynamo nicht mehr in eigener Hand. Deshalb stellt sich für mich die Frage: Macht Bochum in Unterhaching schon Urlaub?
Christoph Franke, bis Dezember Dynamo-Trainer:
Auch wenn die Cottbuser zuletzt nervlich ein wenig angeschlagen wirkten, werden sie es zu Hause über den Kampf klären. Natürlich fiebere ich mit Dynamo. Es liegt mir vor allem für die Fans die sind einfach Wahnsinn am Herzen, dass es nicht einen Schritt zurück geht. Ich muss mir im Nachhinein den Vorwurf machen lassen, dass wir im Sommer nicht noch zwei gestandene Leute geholt haben, nachdem wir mit Lavric unseren besten Torjäger abgeben mussten. Stanic und Wawrzyczek waren Fehleinkäufe. Aber es kam auch mit Verletzungen und daraus resultierenden Formkrisen viel zusammen. Ich hoffe, dass sich das Glück jetzt auf die Seite der Dresdner neigt.
Jens Melzig, Ex-Spieler bei Dynamo und Energie, jetzt Landestrainer in Cottbus:
Ich sehe noch gute Chancen für Dynamo. Bei ihrem Auftritt in Cottbus haben sie mich mit ihrer wiedererlangten Physis beeindruckt. Sie haben in Rostock nichts zu verlieren, und Bochum wird sich nicht hängen lassen. Sie könnten neben dem Aufstieg noch Meister werden. Wenn Energie sich noch einmal auf den Punkt konzentriert, ist ihnen der Aufstieg nicht mehr zu nehmen. Vielleicht haben sich die Spieler zuvor vom Sechs-Punkte-Vorsprung zu sehr blenden lassen.
Gerd Schädlich, Trainer von Liga-Konkurrent Erzgebirge Aue:
Eine Spitzenmannschaft zeichnet es aus, dass sie auswärts ihr Konzept durchzieht so wie Energie in der Rückrunde. Cottbus wäre ein verdienter Aufsteiger. Dynamo schafft es hoffentlich, denn die Derbys sind für alle reizvoller, als wenn man gegen Unterhaching oder Ahlen spielt. Außerdem denke ich praktisch: Nach Dresden brauche ich nur eine Stunde, um Spiele zu beobachten.
Ralf Minge, Ex-Spieler bei Dynamo, jetzt Co-Trainer in Georgien:
Energie hat den Aufstieg verdient und wird ihn sich im letzten Spiel nicht nehmen lassen. Dynamo schafft es auch. Aber das ist eher eine Antwort des Herzens und nicht des Verstandes. Ich hoffe, dass die Truppe auf der Zielgeraden für den positiven Trend der letzten Wochen belohnt wird. Ich muss am Sonntag zur Spielerbeobachtung nach Odessa. Mein Sohn hält mich per SMS auf dem Laufenden.
Quelle: Sächsische Zeitung Dresden