Alle Medien beschreiben derzeit ein Ende der goldenen spanischen Generation, die 2008, 2010 und 2012 gleich 3 große Titel in Folge holen konnte. Bedanken kann sich die Furia Roja bei den Chilenen, die sie mit einem 0:2 aus dem Turnier gekickt haben. Die Südamerikaner sind mehr als nur ein Geheimfavorit, denn diese Mannschaft verkörpert viele positive Eigenschaften. Von aggressiven Abräumern bis hin zu kreativen Köpfen ist alles vertreten, was man für ein erfolgreiches Turnier braucht.
„Wir sind die Rebellen des Turniers“, sagt Chiles argentinischer Trainer Jorge Sampaoli in einem Interview. Der 54-Jährige lebt an der Linie vor, wie seine Spieler agieren sollen, denn er selbst steht keine Sekunde still. Ein Kopf der Überraschungstruppe ist der ehemalige Leverkusener Arturo Vidal, der seinem Spitznamen „Il Guerrero“ (der Krieger) alle Ehre macht. Die Chilenen überzeugen mit einem schnellen Umschaltspielt und mit einer Dreierkette, die für viele Gegner nicht berechenbar ist. Ein weiterer Faktor ist Barcelonas Alexis Sanchez, bei dem man in vielen Situationen meinen könnte, dass ihm auch 4 Gegner den Ball nicht abnehmen können.
Nach den Australiern waren die Spanier das nächste Opfer Chiles. Leistungsträger wie Xabi Alonso und Iniesta hatten nach der Partie kaum Worte für das, was geschehen war und Trainer Vincente del Bosque kündigte in mehreren Interview bereits ohne es auszusprechen seinen Rücktritt an. In Spanien steht ein Umbruch bevor, denn mit Xavi, Casillas, Xabi Alonso, Villa oder Torres stehen viele Routiniers im Kader, die langsam über ihren Zenit hinaus sind.
Bei den Spaniern kommen viele junge Spieler nach, die durchaus ein hohes Potenzial mitbringen. Man denke nur an die Münchner Javi Martinez oder Thiago. Allerdings wird die Furia einige Zeit brauchen, bis die Mannschaft neu formiert ist und wieder für Angst und Schrecken sorgen kann. Chile hat vorgemacht, wie man die ewigen Passreihen der Spanier unterbindet: Aggressives Pressing am Rande der Legalität. So verdirbt man Ballkünstlern wie Iniesta oder Silva die Lust am Spiel und wenn man dann noch perfekte Konterspieler wie Vargas, Sanchez oder Vidal in den eigenen Reihen hat kann in diesem Fall auch ein Welt- und Europameister nur staunen. Wir werden sehen, wie weit die Chilenen es bringen werden. Ggf. wartet bereits im Achtelfinale der Gastgeber aus Brasilien, allerdings hat die Selecao bislang alles andere als überzeugt, sodass ich den Chilenen auch hier gute Chancen einräumen würde. Meiner Meinung nach könnten es die Südamerikaner mindestens bis ins Halbfinale schaffen – immer vorausgesetzt, dass sie stets die Leistung aus dem Spanien-Spiel abrufen können.