Die Hannoveraner sind bislang die große Überraschung der Rückrunde. In der Hinrunde noch als krisengebeutelter Verein verschrien haben die Niedersachsen nun schon 6 Punkte aus 2 Spielen geholt. Der Trainerwechsel von Slomka auf Korkut hat sich offensichtlich gelohnt, denn mit den Siegen über Gladbach und Wolfsburg konnten die 96er deutliche Ausrufezeichen setzen.
Das 3:1 über Gladbach war ein richtiger Hingucker. „Es ist ein schönes Gefühl, dass die Fans uns jetzt wieder unterstützen“, so Keeper Ron-Robert Zieler. Noch unter Slomka gab es große Reibung zwischen den Fans und der Mannschaft, doch die Leistungen der Rückrunde stimmten die meisten wieder friedlich. „Man kann sehen, dass mit der Mannschaft etwas passiert ist. Es ist ein Ruck durch sie gegangen“, so Sportdirektor Dirk Dufner. Die Verpflichtung eines unbekannten Trainers sahen viele als großes Risiko, doch nun sind die Kritiker schnell verstummt.
Dabei ist anzumerken, dass die Spielweise der letzten beiden Begegnungen eher nicht Korkuts Philosophie entspricht. Der Neue wollte eigentlich zurück zu viel Ballbesitz und Spielkontrolle, doch vor allem gestern hatten die Gladbacher deutlich öfter die Kugel in den eigenen Reihen. Am Ende standen schlappe 35 Prozent Ballbesitz auf der Haben-Seite, doch bei diesem Ergebnis fragt niemand mehr wirklich danach. Bei der Konkurrenz hatte man das Erfolgsrezept schnell erkannt. So erwähnte der Gladbacher Verteidiger Tony Jantschke „ihre brutalen Konter“.
Doch was hat sich unter Korkut verändert? Der 40-Jährige lässt mit zwei Viererketten agieren, die dem kompletten Team eine gewisse Kompaktheit verschaffen sollen und im Sturm setzt er mit zwei Angreifern auf größere Flexibilität. Mit Artjoms Rudnevs konnte ein starker Stürmer aus Hamburger verpflichtet werden und auch Mame Diouf kommt immer besser in Form. Beim 3:1 über Gladbach waren die beiden für sämtliche Tore verantwortlich. „Wir sind momentan wieder eine Einheit. Das sieht man, wie alle arbeiten und rennen“, so Zieler.
Mit Frantisek Rajtoral wurde noch am Donnerstag ein Außenverteidiger verpflichtet, der bereits gestern komplett integriert zu sein schien. Auch Gladbachs Trainer Lucien Favre sprach am Ende trotz des Ballbesitzes von einem verdienten Sieg der Hausherren. Vor allem die Hamburger dürften sich wie bereits angesprochen derzeit ärgern, denn die Hanseaten hatten Rudnevs aussortiert und prompt trifft der Lette für seinen neuen Arbeitgeber nach Belieben. 2 Treffer in 2 Spielen und das tolle Zusammenspiel mit Diouf sprechen eine klare Sprache.
Bleibt Diouf doch?
Eben diese bessere Laune in Hannover lässt nun auch wieder Hoffnung aufkommen, dass man den Senegalesen Diouf auch über die Saison hinaus an sich binden kann. „Die Tür bleibt offen“, sagt Dufner. Schon im Winter hätte man den Angreifer gewinnbringend verkaufen können, doch letztendlich wurden sämtliche Angebote abgelehnt. „Wir haben auf Geld verzichtet, er war wichtiger für und als eine Ablöse“, so der 96-Sportchef. Dioufs Vertrag läuft nun im kommenden Sommer aus. Vom Stürmer selbst bekommt man derzeit keine wirklich klaren Aussagen bezüglich einer möglichen Verlängerung bei den Niedersachsen. „Ich mag die Stadt und die Mannschaft. Wir werden sehen“, so Diouf.