In der Regel macht Freiburgs Trainer Christian Streich vor den anstehenden Spielen immer ein großes Geheimnis um die potenziellen Startaufstellungen. In dieser Woche machte er nun eine kleine Ausnahme, hatte dafür aber auch einen guten Grund.
Bei den Freiburgern ist die große Kölner Woche, denn der SC trifft am Wochenende auf den 1. FC köln in der Bundesliga, während die U23 es in der 3. Liga mit Viktoria Köln zu tun bekommt. In der Startelf der U23 wird derweil auch Qualität stehen, die normal zum Kader der ersten Mannschaft gehören. Es gibt jedoch ein paar Kicker, die in der 3. Liga etwas Spielpraxis sammeln sollen. Dazu gehören Winter-Neuzugang Hugo Siquet, Noah Weißhaupt und auch Kiliann Sildillia. Das verriet nicht etwa SC II-Trainer Thomas Stamm in der Pressekonferenz vor dem Heimspiel, sondern Christian Streich selbst vor dem Spiel gegen Köln. Er selbst wollte ganz genau auf den Austausch der Spieler der beiden Teams eingehen, bevor es hier zu Missverständnissen kommt.
Im Hinspiel gegen den FC konnte Weißhaupt sein Bundesliga-Debüt mit einer Einwechslung in der Schlussphase feiern. Mit einer Flanke, die zum 1:1 führte, war er maßgeblich am Punktgewinn beteiligt. In der Folge war der 20-Jährige öfter im Kader, brachte aber nur noch wenige Einsatzminuten zustande. Kein Wunder, dass er zuletzt öfter in der 2. Mannschaft zu Einsatz gekommen ist, wo er von Beginn an spielen und damit mehr Spielpraxis sammeln kann. Beim 4:2 gegen Türkgücü München hat er zudem seine ersten beiden Tore als Profi markieren können. Danach wollte er nicht mit der Bundesliga-Truppe beim Testspiel gegen Sandhausen antreten, sondern stand in der 3. Liga beim Spiel gegen Würzburg auf dem Feld. „Das fand ich super“, so Streich. Gestandene Profis wie Ermedin Demirovic und Nils Petersen haben es auch nicht leicht, an ihren Kollegen vorbeizukommen und so ist es gerade für junge Spieler eine gute Möglichkeit, weiter Erfahrungen zu sammeln und sich zu verbessern.
„Die zweite Mannschaft ist extrem wichtig für uns“, betonte Streich, „ganz viele Vereine haben nicht mal mehr eine zweite Mannschaft.“ Er sagt aber auch, dass sich die Spieler das Niveau und die Härte der Bundesliga dann im Mannschaftstraining erarbeiten müssen, wenn die Praxis auch aus der U23 kommt. „Das muss für die Jungs nach einer ersten Enttäuschung – weil sie unbedingt in den Kader von der ersten Mannschaft wollen – immer ein positiver Aspekt sein“, erklärte der SC-Coach. Streich weiß natürlich, dass es sich für viele Spieler wie ein Rückschritt anfühlt, wenn sie bereits Bundesliga-Luft schnuppern konnten und dann in der U23 spielen müssen. „In unserer schnelllebigen Zeit kann es sein, dass kurzfristig eine Ungeduld aufkommt“, sagte Streich, „aber wenn sie gut begleitet werden vom Umfeld, dann werden die Kerle gestützt, sonst kommen sie mehr ins Zweifeln und Grübeln.“
Dabei hat man in Freiburg mit Christian Günter und Nicolas Höfler die besten Beispiele für Karrieren, die in der U23 begonnen haben, in den eigenen Reihen. Beide mussten sich durchbeißen, bis der große Durchbruch in der Bundesliga kam. Das sollen nun auch Weißhaupt und Sildillia mit ihren Einsätzen zeigen. Gleiches gilt für Neuzugang Siquet, der bei Standard Lüttich bereits zum Stammpersonal gehört hat. Gleichzeitig ist der Verteidiger aber erst 19 Jahre alt und muss sich eingestehen, dass die Bundesliga noch einmal ein anderes Niveau hat. „Mit den Jungen haben wir eine mittelfristige Planung“, erklärte Streich, „wir möchten, dass möglichst viele von unseren talentierten Spielern hier vor vielen Zuschauern spielen.“ Dass die Spieler immer früher den Sprung nach oben schaffen, ist allerdings auch beim Blick in die U23 klar. Hier sind manche Kicker unangefochtene Stammspieler, die von ihrem Alter her noch problemlos in der U19 kicken könnten.