Bayer Leverkusen hat 26 Gegentreffer kassiert. Nur 5 andere Teams haben noch mehr. Kein Wunder, dass das nicht die Statistik eines Champions-League-Anwärters ist. Nun haben sie unter der Woche erneut eine 2:0-Führung verspielt. Trainer Gerardo Seoane hat also vor allem in der Defensive noch jede Menge Arbeit vor sich.
Nach dem 2:5 gegen Frankfurt konnte man auch gegen Hoffenheim eine 2:0-Führung nicht über die Zeit bringen. Am Ende musste sich Leverkusen mit der TSG die Punkte teilen. Damit ist am Rhein natürlich niemand zufrieden, dich die Frage ist dann, woran es gelegen hat und wie man die Fehler in Zukunft abstellen kann. Der Trainer hingegen sieht nur wenige Parallelen zwischen den beiden Partien. „Diesmal ist es eine andere Geschichte“, so Seoane, „beide Gegentreffer waren individuelle Fehler. Das ist nicht unbedingt eine mentale Geschichte. Viel mehr, dass wir das Heft des Handels von Minute zu Minute mehr abgegeben haben.“
Die Leverkusener müssen in der Abwehr mehr Konsequenz an den Tag legen, doch die Gegner haben längst erkannt, wie sie die Werkself besiegen können. So formulierte es auch Hoffenheims Angelo Stiller nach dem 2:2. „Sie spielen sehr, sehr guten Fußball. Wirklich sehr schön anzuschauen. Aber wir wussten auch, dass sie defensiv eher mal einen Schritt weniger machen. Das wollten wir ausnutzen“, so der TSG-Kicker. Am Ende konnte man einfach sagen, dass der Werkself der nötige Wille und die Entschlossenheit gefehlt hat. Moussa Diaby steht dabei immer wieder im Fokus. Der Angreifer läuft deutlich weniger wie seine Kollegen. Gegen Hoffenheim waren es 9,67 Kilometer, während sein Gegenpart Karim Bellarabi auf der anderen Seite ganze 12,24 Kilometer abspulte. Selbst Mittelstürmer Patrik Schick war mit 10,80 weiter unterwegs.
Noch in der letzten Saison verlor Diaby seinen Stammplatz unter Hannes Wolf, weil er in der Defensive nicht genug ackerte und das scheint sich auch unter Seoane nicht geändert zu haben. Gleichzeitig kommt er auch an deren Stellen immer wieder unter die Räder. Gegen Hoffenheim hatte er in der ersten Halbzeit schon Glück, das sein Wischer gegen Sebastian Rudys Kopf nicht als Tätlichkeit gewertet wurde. Stattdessen kassierte er seine 8. Gelbe Karte, was für einen Flügelstürmer mit 15 Spielen keine gute Quote ist. „Das ist ein Punkt, den Moussa verbessern muss“, so Seoane, „das sind einige Karten zu viel.“ In der Nachspielzeit holte er sich dann noch komplett überflüssig die gelb-rote Karte ab, was natürlich zum gesamten Eindruck passte. „Natürlich hat er uns in diesem Moment nicht geholfen, auch wenn nur noch drei, vier Minuten zu spielen waren“, so Seoane: „Er ist ein junger Spieler, der tolle Qualitäten hat, der auch oft nur durch Fouls gebremst wird. Das ist normal. Mit diesem Frust muss er umgehen können. Da muss er sich im Bereich Toleranz sicher verbessern.“
Gegen Freiburg wird er nun also schon zum 2. Mal in dieser Saison fehlen. Offensiv wird er definitiv fehlen, in der Defensive hingegen gibt es bessere Optionen. Natürlich können die Probleme kaum nur an ihm festgemacht werden, denn vor allem die Innenverteidigung rund um Jonathan Tah und Edmond Tapsoba zeigte sich alles andere als stabil. Viele Fehler und leichte Ballverluste laden die Gegner der Werkself geradezu zum Toreschießen ein. „Da hat er sich auf der Seite abkochen lassen“, so Seoane. Tapsoba könnte wohl eine Pause sehr gut gebrauchen, allerdings konnte die erste Alternative Odilon Kossounou bisher noch nicht überzeugen. So wäre wohl eher der Linksverteidiger Piero Hincapie eine Option, für den dann Daley Sinkgraven die linke Abwehrseite übernehmen könnte. Es gibt einige Baustellen, die nun schnell geschlossen werden müssen, wenn die Leverkusener in dieser Saison noch erfolgreich sein wollen.